Mit der Fähre nach Tallin

Reisebericht: 20. Tag: Helsinki (FI)-Tallin (EST)-Ainazi (LAT) (212 km)

Der Benz vor dem Check In auf die Fähre nach Tallinn
Mein Schiff (die Meloodia) kommt. Beim Anblick hoffe ich, dass es nicht das Schwesterschiff der Estonia ist

Meine Fähre nach Tallinn kommt an. Hoffentlich ist es nicht das Schwesterschiff der Estonia.

Der Autoexpress von der Tallink überholt uns

Auf hoher See werden wir vom Autoexpress der Tallink überholt. Er fährt die Strecke in der Hälfte der Zeit und kostet dafür doppelt so viel.

Geschafft! Der Schiff und somit auch seine teuere Fracht (Mein Benz und ich ;-) kommt im Hafen an.

Ankunft in Tallinn

Solange es diese Luxuskarossen gibt ist mein W123 in Sicherheit.

Der Anblick der teuren Benzen erfreud mich. Sollange es hier so teure Autos gibt, lässt man bestimmt meinen W123 in ruhe.

Sehr viele Touristen in Tallinn, viele davon kommen aus Deutschland.

Die Altstadt von Tallinn ist prächtig restauriert und wird von zahlreichen Touristen, darunter auch viele Deutsche besucht.

In dieser Nacht parke ich meinen Benz vor einer orthodoxen Kirche

Mit Kirchen hatte ich während der Reise gute Erfahrungen gemacht. In dieser Nacht schlafe ich vor einer orthodoxen Kirche.

20. Tag (Montag, den 4. September 2006)

Dies war ein spannender Tag für mich, denn die meisten Menschen, die ich kenne raten einem strickt davon ab mit dem Auto in den Ostblock zu fahren. Und ganz besonderst würden sie nicht nach Polen oder durch das Baltikum fahren. Ich stand nun davor mich direkt in die Höhle des Löwens zu begehen. "Ist das richtig, was ich da tue?" so meine damaligen Gedanken. Bereits im Jahr zuvor war ich (mit dem Flugzeug) für ein paar Tage in Riga und dachte mir, dass es doch gar nicht so schlimm ist, wie alle sagen. Ausserdem bin ich stets der Meinung, dass man nicht immer dem Geschwätz der anderen hinterher plappern soll, sondern man muss sich eine eigen Meinung bilden. Und so wagte ich den Sprung nach Tallinn. Ich stellte meinen Wecker auf 5:00 Uhr, da er immernoch die Uhrzeit der Heimat anzeigte. Als er läutete (lokale Zeit: 6:00) war es noch dunkel und es regnete. Ich zog mir meine Jeans und meinen Pulover an und fuhr mit dem Daimler die restlichen 5 km zum Terminal. Leider hatte es dort nur gebührenpflichtige Parkplätze, aber man musste erst ab 7:30 Uhr bezahlen. Ich hatte also noch Zeit. Schnell nahm ich meinen Reisepass und die Fahrzeugpapiere und ging zum Schalter um mir die Tickets für Euro 47.00 zu kaufen. Es ging alles problemlos. Die Frau am Schalter meinte, dass ich spätestens ab 8:30 Uhr einchecken sollte. Ich hatte also noch über eine Stunde Zeit. Ich ging zurück zum Daimler und holte mein Waschzeug. In der Hoffnung, eine Dusche zu finden, durchsuchte ich das Terminal. Es war leider vergebens. Jedoch hatte es einen Toilletenraum, in welchem ich mich etwas waschen konnte. Als ich in den Spiegel blickte, dachte ich, dass ich bestimmt keine Angst vor Überfällen haben müsste. Wer wird schon von einem Penner wie mir etwas wollen? Ich war beruhigt, meine Tarnung wird sicherlich nicht auffallen. Im Toilletenraum fand ich eine Steckdose, also wieder mal eine Gelegenheit etwas Strom für meinen Wasserkocher, welchen ich sofort aus dem Auto holte zu schnorren. Mit dem heissem Wasser ging ich durch die Empfangshalle zurück und brühte mir im Auto meinen Kaffee auf. Auf dem Weg durch die Empfangshalle erntete ich von den anderen Fahrgäste Blicke als ob sie zum ersten mal in ihrem Leben einen dampfenden Wasserkocher gesehen hätten. Bevor ich mein Frühstück im Bett begann, warf ich noch ein paar Cent in den Kassenautomat um einen gültigen Parkschein zu ziehen. Jetzt stand der Daimler ordnungsgemäs auf seinem Parkplatz und so frühstückte ich mit den Tikets für das nächste Schiff in der Tasche in aller Ruhe. Nach dem Frühstück ging ich nochmals in das Terminal um mir die Zähne zu putzen. Inzwichen war es Zeit sich in der Schlange für das Einchecken einzureihen was ich auch tat. Während ich da stand, kam auch schon die Fähre aus Tallinn an. Ich erschreckte, als ich den rostigen Kahn sah. "Hoffentlich ist das nicht das Schwesternschiff der vor Jahren untergegangen Estonia!" So mein erster Gedanke. Dann kam mir in den Sinn, dass es damals stürmisch war, und dass sie auf Grund des Untergangs zusätzliche Tore in die Fähren eingebaut haben. Es gab also keine Grund zur Panik. Nachdem die Fähre entladen war, wurde der Schalgbaum des Zolls geöffnet und ein Auto nach dem nächsten abgefertig. Als ich an der Reihe war, stieg ich aus und gab dem Beamten meinen Reisepass und die Autopapiere. Dieser durchblätterte den Reisepass mehrmals. Dann schaute er etwas im Computer nach und durchblätterte den Pass erneut. Anschliessend gab er den Pass seinem Kollegen. Dieser blätterte ebenfalls wahllos im Pass herum und gab ihn schliesslich einem dritten Beamten. Anschliessend ging der Pass die ganze Runde zurück zu dem Kollegen, welcher vor mir stand. Er schaute erneut in den Computer. Ich fragte ganz erstaunt:"Is there something wrong?". Darauf kam der Zöllner zu mir und hielt mir meinen Pass mit dem Zeigefinger auf dem Gültigkeitsdatum vor. Oje, der Pass war vor 2 Monaten abgelaufen, dies hatte ich bisher noch gar nicht bemerkt. Darauf meinte ich zum Zöllner:"Sorry, I did not know! I will give you an other one!" Ich ging zurück zum Auto und holte meinen Personalausweis welchen ich bisher während der gesamten Reise zeigte. Ich schob den Personalausweis unter der Scheibe durch und der Zöllner kontrollierte ihn peinlichst. Nach einiger Zeit gab er mir alle meine Ausweise zurück, öffnete die Schranke und wünschte mir eine gute Reise. "Thank's a lot!" Die Überfahrt auf der Fähre war wenig spektakulär. Auf dem Deck war es bitter kalt und unter dem Deck wurde mir schlecht. Ich hatte die Wahl zwischen frieren oder ko..en. Da entschloss ich mich doch lieber für das Frieren. Auf halber höhe nach Tallin wurden wir vom Autoexpress welcher ebenfalls zur Tallink gehört überholt. Er brauchte nur die Hälfte der Zeit wie die Meloodia, war aber dafür auch doppelt so teuer. Gegen Uhr 12:15 erreichten wir Tallinn. Ich war froh wieder in meinem warmen Daimler zu sitzen und festen Boden unter den Füssen bzw. Rädern zu haben. Nach einer kurzen Passkontrolle am Hafen durfte ich einreisen. Ich verlies das Hafengebiet in die Richtung welche ich für die beste hielt. Das Problem war, dass es keine Richtungsschilder gab. Nach ca. 1 km konnte ich wieder von der Hauptstrasse abbiegen und fand auch sofort einen Parkplatz vor einem zum Abriss geweitem Gebäude. Mir war etwas mulmig. Der erste Strassenkilometer war sehr holprig. "Was wird mich wohl die nächsten Tage erwarten? Soll ich nun meinen lieben Benz vor diesem Geisterhaus stehen lassen? Wird ihm wohl nichts passieren?" Ich fasste meinen Mut zusammen und holte zum ersten mal auf dieser Reise die Lenkradkralle hinter dem Sitz hervor, dann entnahm ich von meinem 80-Euro-MP3-Player das Display und wüllte etwas im Auto herum, sodass es noch unordentlicher als vorher aussah. Schmutzig genug war es aufgrund der 7000 km schon. So gefiel es mir schon besser "Von dem wird niemand etwas wollen!" so meine Gedanken. Ich machte mich auf zur Altstadt. Entgegen zu den Strassenschilder gab es für Fussgänger Schilder, diese waren sowohl auf Estländisch wie auch auf Englisch. Nach dem Passieren des alten Stadttors fühlte ich mich schon besser. Ich wurde von wunderschön restaurierten Häusern empfangen. Vor diesen standen edle Benzen, die mindestens das zehnfache mehr als meiner Wert war. "Wer will dann schon etwas von meinem!" Die Strassen der Altstadt waren voll mit Touristen, von dennen scheinbar die meisten Deutsch sprachen. Als ich dann plötzlich einen Ommnibus von dem Reisenunternehmer aus Allershausen (Lkr. Freising), von welchem ich vor Jahre nicht weit weg wohnte erblickte, war ich fast schon zuhause. Ich ging durch die Strassen und erfreude mich an den schön restaurierten Häusern. Zwischendurch hielt ich auch Ausschau nach einer Buchhandlung oder Kiosk, da ich mir eine Strassenkarte von dieser Region kaufen wollte. Schliesslich war ich laut meinem alten Atlas "auf russischem Gebiet" um meinen damaligen Kartenbestand zu beschreiben.Plötzlich zog ein Gewitterschauer auf, zuerst fand ich Zuflucht in einer Bushaltestelle, diese füllte sich auf Grund des Regens immer mehr, jedoch war stets Platz um mich herum. Die Penner-Tarnung schien zu wirken. Als der Schauer etwas nachlies ging ich ein paar Häuser weiter und fand schliesslich auch eine Buchhandlung in welcher ich eine Landkarte kaufen konnte. Auf Grund des Regen nahm ich mir Zeit die Karte etwas genauer zu studieren. Mir wurde klar, dass ich sie eigentlich gar nicht bräuchte, denn es gibt nur eine Strasse nach Süden, diese sollte ich schon finden. Als es aufhörte zu regnen, ging ich zum Benz zurück, welchen ich erleichter so vortraf wie ich ihn verlassen hatte. Es war alles in Ordnung. Bevor ich abfuhr futtert ich noch ein paar Butterkeks zu Stärkung und trank etwas Pfefferminztee, welcher mich schon länger "geleitete". Danach startete ich das GPS auf. Zwar hatte ich kein Kartenmaterial, aber mit der Kompass-Funktion konnte ich wenigstens sehen in welche Himmelsrichtung ich fahre. An Hand der Karte war mir klar, dass ich eigentlich nur nach Süden fahren muss. Irgendwann würde ich auf die Hauptstrasse nach Riga treffen. Darauf startete ich den Diesel und probiert mein Glück die richtige Strasse zu finden. Die Strassen waren in einem schlechtem Zustand. Ich dachte daran, dass meine Ölwanne ziemlich tief ungeschützt über dem Boden hängt und versuchte den Schlaglöchern möglichst aus dem Weg zu gegen. Wobei ich deutlich erkennen konnte, dass dies wohl von den Einheimischen gar nicht gern gesehen wurde. Von dennen erntete ich aufgrund meiner Vorsicht bzw. Bremsmanöver nur Hupkonzerte und Beschimpfungen. Trotz konzentriertem Umsehen konnte ich weit und breit keine Richtungsschilder erkennen. Mein Plan war, möglichst nach Süden zu fahren und falls es die Möglichkeit gibt auf eine grössere Strasse zu nehmen die auch annährend auch nach Süden ging diese zu nehmen. An einer y-Verzweigung musste ich für die linke bzw. rechte Spur entscheiden. Ich entschied mir für die rechte und merkte, dass sie mich in Abseits führt. Also drehte ich und fuhr zum Abzweig zurück. Mein Plan ging auf. Nach einer halben Stunde Fahrt war ich bei einer Strassengrösse angelangt, welche jeweils vier Spuren pro Richtung hatte. An einer Ampel konnte ich plötzlich einen einsamen Wegweiser "Rigaa" erkennen. Er war nicht viel grösser als ein Fussgängerschild, sodass ich ihn leider sehr spät erkannte. Das Problem war nur, dass das Schild nach links zeigte, ich also drei Spuren überqueren musste und das innerhalb von vielleicht 10 m :-(. Ich hielt an und kämpfte mich rüber, was mit reichlichem Hupen belohnt wurde :-(. Doch nun war ich auf der richtigen Strasse. Beim Überqueren der nächsten Kreutzung rumpelte und schepperte es nicht schlecht. Ein Steinschlag, mit dem ich gleich mehrmals Kontakt hatte. Meine Nerven waren am reissen. Ich fuhr rechts ran und kontrollierte den Unterboden. Ölwanne und Auspuf waren okay. Erst zuhause beim Ausladen fand ich in der Ersatzradmulde eine Hühnerei grosse Beule, welche von diesem Aufprall stammen musste. Die Strassen wurde Stück für Stück besser und auch die Anzahl und Grösser der Strassenschilder änderte sich. Schliesslich gelang ich auf eine zweispurige gut ausgebauten Strassen. Am Strassenrand rand stand ein Schild, dass diese Strasse mit Hilfe der EU-gebaut wurde. Dies erklärte wohl auch den guten Zustand der Strasse. Die Stasse war zugleich eine riessige Umgehungstrasse, sodass weit un breit keine Häuser zu sehen waren. Nur vereinzelt in grosszügigen Abständen gab es ein paar Tankstellen. Aus desem Grund kam ich obwohl ich nur 80 fahren durfte recht zügig vorran. Gegen 19:00 Uhr entschied ich mich auf einem dieser Tankstellen einen Stop zu machen um den restlichen Gyros zu Kochen. Dazu gab es Penne. Nach dem Essen setzte ich die Fahrt weiter. Gegen 20:30 Uhr erreichte ich die Grenze zu Lettland. Nach dem ich den Grenze überfahren hatte, verlies ich die Hauptstrasse bei der nächsten Möglichkeit und erreichte das kleines Bauern/Fischerdorf Ainazi. Zwischen einer Kirche und dem wohl dazugehörigem Pfarrhaus fand ich einen Parkplatz, welchen ich zum Nachtqaurtier erwählte.

Tageskilometer Reisekilometer Dieselverbrauch
(Liter)
Dieselverbrauch
Maut
Position Nachtquartier
212.5km 7727.5 km 568.63 l SFR 1083.75
SFR 369.47
57.86317N/24.35907E

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